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Interview mit Erwin Staudt im Stadionwelt-Magazin Februar/März 2006

Fußballstadion hat höchste Priorität

 

Stadionwelt: In wenigen Wochen wird der Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions abgeschlossen sein. Wie gefällt Ihnen Ihre neue Heimat?

 

Staudt: Wir haben optisch ein wunderbares Stadion, mit einer tollen Haupttribüne und einer sehr guten Gegengeraden, der EnBW-Tribüne. Auch die Business-Bereiche sind selbst im Vergleich zu anderen WM-Stadien außergewöhnlich gut. Das einzige, womit wir nicht zufrieden sein können, sind die Kurvenradien. Völlig zu Recht fordern unsere Fans hier eine Verbesserung des Zustands.

 

Stadionwelt: Aus diesem Grund planen Sie die Umwandlung des Gottlieb-Daimler-Stadions in eine reine Fußballarena. Wie sehen diese Pläne genau aus, und wie wäre es um ihre Finanzierbarkeit gestellt?

 

Staudt: Wir haben ein mit dem Stadion sehr vertrautes Planungs- und Architekturbüro beauftragt, uns eine Machbarkeitsstudie zu erstellen und erwarten schon bald konkrete Ergebnisse. Eine erste Studie im Oktober hat bereits gezeigt, dass ein Umbau grundsätzlich möglich wäre, nun geht es darum, wie unsere Vorhaben umgesetzt werden könnten: Wie schaffen wir die gewünschte Kapazität von 50.000 Zuschauern, was passiert mit dem Dach, wie tief können wir das Spielfeld absenken? Auch über Kosten und den zeitlichen Verlauf erhoffen wir uns auf diesem Wege Klarheit.

 

Stadionwelt: Versprechen Sie sich hiervon so große finanzielle Vorteile, dass sich die Ausgaben amortisieren können?

 

Staudt: Die Stimmung und die Atmosphäre im Stadion sind für uns kolossal wichtig, schon aus diesem Grund ist der Umbau ein Muss. Aber wir sehen am Beispiel anderer Städte, dass die Schaffung eines reinen Fußballstadions auch die Zuschauerzahlen nachhaltig um bis zu 50 Prozent steigert. Zudem bieten die Plätze in den Kurven derzeit eine extrem schlechte Sicht und lassen sich nur schwer verkaufen. Letztlich hätten wir zwar etwas weniger, aber dafür deutlich bessere Plätze. Der Gesamtkomfort könnte sich ebenso wie das Konsumangebot deutlich verbessern.

 

Stadionwelt: Die Stadt hat mit der Entscheidung für die Ausrichtung des World Athletics Final den Erhalt der Laufbahn bis mindestens 2008 zementiert. War der VfB im Vorfeld über diesen Schritt informiert, und wird dem Verein allgemein ein Mitspracherecht zugestanden?

 

Staudt: Das ganze Vorgehen der Stadt war nicht mit uns abgestimmt, entsprechend verärgert haben wir reagiert. Aber wenn man die Situation realistisch sieht, dann brauchen wir mit all den Vorplanungen doch einige Zeit. Sofern die Leichtathletik-Veranstaltungen bis 2008 befristet sind, können wir mit dieser Situation einigermaßen umgehen.

 

Stadionwelt: Einen Baubeginn 2008 halten Sie für realistisch?

 

Staudt: Auf jeden Fall. Am liebsten schon eine halbe Stunde, nachdem die Leichtathleten draußen sind.

 

Stadionwelt: Es heißt, die Stadt sei grundsätzlich einverstanden mit dem Umbau nach 2008, wenn auf sie keine zusätzlichen Kosten zukämen. Bestehen in diesem Zusammenhang Absprachen oder Garantien, dass der Leichtathletik-Vertrag nicht noch einmal verlängert wird, und dass sich die Stadt auch nicht aus anderen Gründen einem Verzicht auf die Laufbahn verweigern wird?

 

Staudt: Der Oberbürgermeister, die Sportbürgermeisterin und der Gemeinderat kennen unsere Position. Momentan warten wir alle auf das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, dann können wir über konkrete Dinge reden. Die Termine mit der Stadt sind quasi schon vereinbart.

 

Stadionwelt: Inwieweit wirken sich eventuelle Unsicherheiten über die Politik der Stadt auf den Finanzaufwand der Planungen aus? Werden die Pläne derzeit eher mit halber Kraft vorangetrieben? Wie viel Geld und wie viel Personal investiert der Verein momentan in die Planungen, und was wäre möglich bzw. nötig, wenn die Stadt grünes Licht gäbe?

 

Staudt: Bei uns im Verein hat das Thema Fußballstadion höchste Priorität. Wir haben deshalb auch schon für die Vorplanungsphase richtig Geld in die Hand genommen und treiben das Projekt mit Vollgas voran. Einige unserer besten Mitarbeiter arbeiten praktisch rund um die Uhr nur für dieses Ziel. Insofern ist eine Steigerung unseres Aufwands kaum noch möglich.

 

Stadionwelt: Inwiefern haben Sie Verständnis für die Position der Laufbahn-Befürworter? Sehen Sie Möglichkeiten einer gütlichen Einigung, die allen Interessen gerecht wird?

 

Staudt: Im Falle des Gottlieb-Daimler-Stadions habe ich kein Verständnis. Ich weiß natürlich, dass in Stuttgart adäquate Trainings- und Wettkampstätten zur Verfügung stehen müssen. Aber ich sehe überhaupt keine Veranlassung, hierfür ein 50.000 Zuschauer fassendes Stadion vorzuhalten, vor allem nicht für ein Leichtathletikevent, das von vorneherein immer defizitär sein wird. Und Welt- oder Europameisterschaften werden höchstens alle 20 Jahre mal in Stuttgart stattfinden.

 

Stadionwelt: Denkt der Verein auch über einen Umzug an einen anderen Standort nach?

 

Staudt: Wenn wir das Gottlieb-Daimler-Stadion nicht umbauen können, müssen wir über Alternativen nachdenken.

 

Stadionwelt: Gibt es Gespräche mit DaimlerChrysler über eine Neuregelung in Sachen Namensrecht? Die derzeitige Regelung entspricht ja nicht gerade dem Marktwert.

 

Staudt: DaimlerChrysler und der VfB sind gute Nachbarn, wir werden jede Möglichkeit für einen Dialog nutzen. Wir reden sehr offen miteinander.

 

Stadionwelt: Denken Sie, dass sich einige Entscheidungen der letzten 15 Jahre, beispielsweise der aufwändige Ausbau der Haupttribüne, im Nachhinein als falsch erwiesen haben?

 

Staudt: Das Stadion hat sich nun einmal historisch so entwickelt. Sicherlich hätte man mit all dem Geld auch ein komplett neues Stadion bauen können, aber aus Sicht der jeweiligen Zeit waren die Entscheidungen immer nachvollziehbar. Das Stadion ist ja auch - wie ich schon eingangs sagte - alles andere als schlecht. Das einzige, was wir korrigieren müssen, sind die Kurven. Daran arbeitet der VfB.


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