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84 Millionen Euro Verkaufsangebot von OB Schuster und der Stadt Stuttgart

In einem Brief an VfB-Präsident Erwin Staudt und Aufsichtsratschef Dieter Hundt hat OB Wolfgang Schuster dem Club den Kauf des Stadions zum 31. Dezember 2007 für 83,9 Millionen Euro angeboten.

Die Summe errechne sich aus den Kosten für die letzten Bauabschnitte in Höhe von 134,6 Millionen Euro. Davon bezahlte das Land 28,1 Millionen Euro, DaimlerChrysler und die EnBW steuerten 7,8 Millionen Euro bei. Durch den Stadiongroschen und aus der Miete des VfB werden bis Ende 2007 rund 15 Millionen Euro refinanziert. Schuster schreibt: "Somit verbleibt bei der Stadt ein Aufwand von 83,9 Millionen Euro. Dieser Betrag entspricht dem Kaufpreis."

 

Dies bedeutet, dass die Stadt Stuttgart bei einem Umbau in ein reines Fußballstadion nachträglich sämtliche getätigten Investitionen vom VfB zurückfordert und kostenlos von der Fußball WM 2006 und vom Imageträger Nummer 1 der Stadt Stuttgart, dem VfB Stuttgart, profitieren möchte.

 

Der VfB Stuttgart generiert eine millionenschwere weltweite positive Werbewirkung für die Stadt Stuttgart und erzielt durch die derzeit jährlich ca. 800.000 Besucher der Spiele hohe Einnahmen für die Stadt in vielen Bereichen.

 

Der Werbewert der WM lässt sich schwer in Zahlen bemessen, aber der Wirtschaftswert für eine WM-Stadt wird von der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) auf 90 Millionen Euro geschätzt. Der größte Anteil entfällt auf Hotels und Gastronomie (53 Prozent), dahinter folgt der Einzelhandel (33). Zudem würde eine vergleichbare Werbekampagne, um den weltweiten Bekanntheitsgrad der Stadt weltweit zu erhöhen, Millionen und Aber-Millionen kosten. Zuletzt ist die Stadt als Stadionbetreiber mit 15% am Ticket-Verkauf für die 6 Spiele im Gottlieb-Daimler-Stadion beteiligt.

 

Andere Städte steckten teilweise ähnlich hohe und höhere Summen, wie die von OB Schuster geforderte, in ihre Stadien für die Fußball WM. Die Stadt Stuttgart möchte dagegen bei einem letzten Umbauabschnitt in ein reines Fußballstadion sämtliche für die WM notwendig gewesenen Investitionen vom VfB nachträglich bezahlt bekommen! Der VfB wäre somit der einzige Verein in einer WM-Stadt, der von der WM in der Stadionfrage in keiner Weise profitieren würde! Zudem müsste der VfB auch nachträglich die Umbauarbeiten zur LA-WM 1993 voll finanzieren und hätte weiterhin keine Veräußerungsmöglichkeiten der Namensrechte - ein wichtiger Finanzierungsfaktor in anderen Stadien.

 

Dieses Angebot ist unverschämt und indiskutabel. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich hier nur um eine Art Scheinangebot handelt, um sich hinterher mit dem Argument zu verstecken "Der VfB ja hätte umbauen können, aber hat es nicht finanzieren können".

 

Nicht außer Acht zu lassen ist das Argument, dass die Kurvenbereiche Bausubstanz aus den 30er und 70er Jahren besitzen und hier irgendwann, sei es auch erst in 10-15 Jahren, ohnehin eine teure Sanierung anfällt.

 

Ebenfalls ist der Betrieb des Stadions in der derzeitigen Form für die Stadt nicht rentabel und dieser könnte, vergleichbar zu anderen Städten/Stadien, von einer Objektgesellschaft übernommen werden. Dies bedeutet, dass die Stadt 84 Millionen Euro für etwas fordert, was in Zukunft in keiner Weise profitabel sein wird. 

 

Die einzige nachvollziehbare Forderung sind die noch offenen 23 Jahresraten bis 2028 von 2,6 Millionen Euro für den Haupttribünen-Ausbau 2000/2001.

 

Dass der mögliche letzte Umbauabschnitt in ein reines Fußballstadion von 50-70 Millionen € vom VfB getragen werden muss, ist absolut tragbar. Anstatt dem VfB aber diesbezüglich endlich den Weg frei mit fairen Bedingungen zu machen, versucht die Stadt bzw. OB Schuster in der Stadionfrage nun sogar einen finanziellen Profit zu erschlagen.

 

Nur zum Vergleich die Beteiligung anderer deutscher Städte an den Stadion Neu- und

Umbauten:

 

München: Die Stadt trug 170-200 Millionen Euro Infrastrukturkosten!

 

Köln: Die Stadt zahlte 25.7 Millionen Euro Zuschuss in eine Objektgesellschaft, ohne Eigentümerin des Stadions zu bleiben.

 

Frankfurt: Die Stadt zahlte 64 Millionen Euro, das Land Hessen 20,5 Millionen Euro. Zudem investierte die öffentliche Hand 45 Millionen Euro in die verkehrliche Infrastruktur.

 

Hannover: Die Stadt gab ebenfalls das Stadion an eine Objektgesellschaft kostenlos ab und zahlt jährlich sogar einen Zuschuss in Höhe von 850.000 Euro.

 

Wolfsburg: Stadt beteiligt sich mit 25 Millionen Euro an der Volkswagen-Arena, ohne Besitzansprüche zu stellen.

 

Mönchengladbach: Das Land NRW stellt eine Bankbürgschaft in Höhe von 43.5 Millionen Euro.

 

Hamburg:  Die Stadt zahlte 11 Millionen Euro Zuschuss in eine Objektgesellschaft, ohne Eigentümerin des Stadions zu bleiben.

 

Düsseldorf: Stadt hat ca. 70 Millionen Euro beigesteuert und ca. 86,4 Millionen Euro werden kommunal verbürgt.

 

Leipzig: 63,2 Millionen Euro wurden von Stadt und Bund übernommen.

 

Kaiserslautern: Eigentümerin des Stadions war der Verein selbst, das Land Rheinland-Pfalz beteiligte sich mit 21,7 Millionen Euro Umbaukosten, die Stadt Kaiserslautern mit 7,7 Millionen Euro. Da die vollständige Finanzierung durch die leeren Kassen des Vereins scheiterte, kaufte die Stadt zudem das Stadion dem 1. FC Kaiserslautern für 35-40 Millionen Euro ab. Der 1. FC Kaiserslautern muss nun eine jährliche Miete bezahlen.

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