"Bei einem Umbau des GDS in ein reines
Fußballstadion können ja gar keine
Leichtathletik-Veranstaltungen mehr im GDS
stattfinden"
Mit
diesem Argument wehren sich vehement der DLV
und WLV und machen intensiv Stimmung gegen den
Umbau in ein reines Fußballstadion mit höchst
fragwürdigen Argumenten.
Kann die
Leichtathletik ein Grund sein, dem VfB
dauerhaft ein reines Fußballstadion
zu verwehren?
Seit 1993 wurde
mit ganz wenigen Veranstaltungen vergeblich versucht, die Leichtathletik im
Gottlieb-Daimler-Stadion zu etablieren. Bei
der Vergabe von Welt- und
Europameisterschaften ist man sogar bei der
innerdeutschen Ausscheidung an Berlin und
München gescheitert.
Knapp über 98%
(!) aller Sport-Veranstaltungen im
Gottlieb-Daimler-Stadion nach der
Leichtathletik-WM 93 waren Fußballspiele des
VfB Stuttgart und Länderspiele. Aber auch in
den Jahrzehnten (!) davor wurde das
"Neckarstadion" überwiegend durch den VfB
Stuttgart benutzt.
Schon bei der
Gemeinderatsentscheidung vom 3. Juli 2003
betonte nur die SPD, unbedingt
die Tartanbahn
erhalten zu wollen. Alle anderen Parteien,
selbst OB Schuster, stimmten für
den aktuellen
Umbau lediglich aus dem Grund, da bei den
Plänen des VfBs wegen der unsicheren
Finanzierung und baurechtlichen
Ausschreibungspflichten, die rechtzeitige
Fertigstellung zur WM 2006 in Gefahr gewesen
wäre.
Schon damals zog also das Argument
"Leichtathletik in Stuttgart" eigentlich nicht
mehr und ohne den Alleingang von OB Schuster
bei der Vergabe der World Athletics Final,
wäre der Weg für einen letzten Umbauabschnitt
viel früher frei gewesen.
Das
öffentliche Interesse an der Leichtathletik
nimmt weiterhin stark ab.
Der
DLV kündigte damals einen Masterplan mit
zukünftigen LA-Veranstaltungen für Stuttgart
an.
Der
Versuch ein LA-Meeting in Stuttgart zu
etablieren, ist bereits vor einigen Jahren
kläglich gescheitert.
Nachdem lange Zeit von der LA-Fraktion nichts
zu hören war, wurde ein geplantes
LA-Weltcup-Meeting im Herbst 2006 zwecks einem
zu hohen finanziellen Defizits vom Gemeinderat
abgelehnt.
Durch einen
Alleingang hat es OB Schuster geschafft,
die
World Athletics Finale für die
Jahre 2006 bis 2008 ins
Gottlieb-Daimlerstadion zu holen.
VfB-Präsident
Erwin Staudt kommentierte Schusters Pläne
zuerst mit dem berühmten Satz, den
Ex-IAAF-Präsident Primo Nebiolo Alt-OB Manfred
Rommel 1993 an den Kopf warf: "Be happy and
pay the deficit." Seid glücklich und bezahlt.
Monte Carlo gab dieses Meeting aus folgendem Grund
ab:
Das World
Athletics Final hat über das Jahr 2005 hinaus
wohl keine Zukunft mehr. «Wir haben gedacht,
eine Tradition wie das Formel-1- Rennen in
Monte Carlo begründen zu können», sagte Gyulai.
Doch dieses Athleten-Finale erreiche nicht
einmal das Niveau des vorher in Monaco
ausgetragenen Golden-League-Meetings. «Deshalb
wird die Frage aufgeworfen, brauchen wir die
Veranstaltung wirklich», sagte Gyulai.
Die
"World Athletics Final" klingen nach einem
wichtigeren Wettbewerb, als sie eigentlich
sind.
Stuttgart war einziger Interessent/Bewerber
für diesen Wettbewerb und in Monaco war dieser
Wettbewerb höchst defizitär! Der
2-tägige Wettbewerb hat im ersten Jahr, trotz
intensiver Werbemaßnahmen und einer
Freikartenflut, die Ränge im GDS nicht mal
halb füllen
können und
wurde weltweit fernseh- und sponsortechnisch
kaum beachtet.
Die
weltweiten Meetings, die mangels
Zuschauerinteresse immer seltener auf den
Sportsendern übertragen werden, finden in
kleinen unmodernen LA-Stadien statt, wobei
selten Zuschauerzahlen von über 10.000
erreicht werden. Das hochbesetzte
Leichathletik-Meeting in Athen hatte im Jahr
2006 gerade einmal 5000 Zuschauer in einem 72.000 Mann
Stadion. Der Eurosport-Kommentator meinte
während der Übertragung: "Dieses Stadion
ist einfach zu groß für die normale
Leichtathletik".
Selbst die vom DLV gefeierten
TV-Einschaltquoten bei der LA-WM 2003 in Paris
oder 2005 in Helsinki, erreichten nicht einmal
Werte einer Ligapokal-Übertragung oder eines
1. Runden Uefa-Cup-Spiels. Von einer
Übertragung der World Athletics Final haben
ARD und ZDF, im Gegensatz zu ursprünglichen
Äußerungen von OB Schuster, bereits frühzeitig
abgesehen.
Durch einen hohen
Marketing-Aufwand, Dumping-Preise, einen parallel
stattfindenden Firmenlauf und einen hohen
Freikarten-Anteil an Leichathletik-Vereine in
der Region, versuchte man mit aller Gewalt
diese Veranstaltung in Stuttgart als Erfolg
darzustellen. Dies ist jedoch weder bezüglich
der (beschönigten) Zuschauerzahlen gelungen,
noch finanziell. Diese Veranstaltung wurde,
trotz 3 Jahres-Vertrag, bereits nach der
ersten Veranstaltung zwischenzeitlich in Frage
gestellt und ein Stattfinden im Jahr 2008 ist
höchst unsicher.
Wer glaubt, dass jetzt das gelingt was die
letzten 14 Jahre nicht gelungen ist, ist ein
Träumer. Für ein jährliches
Leichathletik-Meeting ist dieses Stadion zu
groß und es fehlt das Zuschauer- und
Sponsoreninteresse - das sollte spätestens
jetzt eigentlich auch der letzte LA-Träumer merken.
Nur mit einer Modernisierung des Stadions an der
Festwiese oder mit dem Bau eines
Leichathletik-Stadions wäre es möglich, ein jährliches
Leichtathletik-Meeting und regelmäßige
nationale Veranstaltungen in der Region Stuttgart zu
etablieren.
Ein
Leichathletik-Stadion in der Größenordnung des
GDS findet nur bei absoluten Großereignissen
Verwendung wie Olympia, WM oder EM. Mit
Berlin, Nürnberg und München (Olympiastadion)
verfügt Deutschland bereits über 3 große
LA-Stadien, davon 2 im süddeutschen Raum. Eine
Olympiade wird nie in Stuttgart stattfinden,
für die WM 2009 entschied sich der DLV lieber
auf eine erfolgreich ausgegangene Bewerbung
mit Berlin und die letzte LA-EM 2002 fand
bereits in München statt. Dies bedeutet dass
in den nächsten 15-20 Jahren mit solch einem
Ereignis in Stuttgart sicher nicht zu rechnen
ist. Die möglichen Chancen eine WM oder EM in
20 Jahren ausrichten zu können, steht für die
Stadt Stuttgart in keinem Verhältnis zu den
Vorteilen eines reinen Fußballstadions.
Ein
ganz anderer Aspekt ist, dass die
Leichtathletik mit all ihren verschiedenen
Disziplinen eigentlich grundsätzlich gar nicht
geeignet ist für ein 57.000 Mann Stadion.
Selbst auf einem besseren Kurvensitzplatz sind
z.B. Wettbewerbe wie Weitsprung, Hochsprung
oder Kugelstoßen auf der anderen Seite im
Stadion mit all ihren Einzelheiten praktisch
nicht zu erkennen. Und es ist bis heute noch
ungeklärt, ob bei der WM 93 tatsächlich diese
Leichathletik-Begeisterung existierte, oder ob
sich hier eine Region nur selber gefeiert hat.
|